Die Effizienz der Mitbestimmung in ökonomischer Betrachtung
2006
54
3-4
March - April
81-86
codetermination ; labour productivity
Workers participation and European works councils
German
"Die ökonomische Effizienz der Mitbestimmung in Deutschland wird zunehmend Gegenstand der öffentlichen Debatte. Das hohe Mitbestimmungsniveau in Deutschland, so lautet leicht verkürzt die Argumentation der Wirtschaftsverbände BDA und BDI, sei in Europa einmalig und könne internationalen und europäischen Investoren gegenüber nicht vermittelt werden. Folgerichtig leide die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland mit der Konsequenz sinkender Investitionen und abnehmender Arbeitsplätze. Daher fordern BDA/BDI sowie FDP einen Abbau sowohl der betrieblichen als auch der unternehmerischen Mitbestimmung. In der Betrachtung der ökonomischen Wirkung liegt aber eine Perspektive für die Mitbestimmung: Sollte sie sich als ökonomisch vorteilhaft erweisen – und als Standortvorteil für Unternehmen (UN) – dann gäbe es nicht nur keine Argumente für ihre Abschaffung, im Gegenteil wären Erhalt bzw. Ausbau der Mitbestimmung auch vor dem Hintergrund von Globalisierung und Europäisierung nachdrücklich zu fordern. Daher soll ihre ökonomische Wirkung im Folgenden sowohl in theoretischer als auch in empirischer Betrachtung diskutiert werden. Um einen vollständigen Überblick zu gewinnen, wird von einer Trennung zwischen den Ebenen der betrieblichen und der unternehmerischen Mitbestimmung abgesehen. Die skizzierten ökonomischen Argumente erfassen nur einen Teil des Argumentationszusammenhangs. Bekanntlich basieren Anlass und grundlegende Idee der Mitbestimmung auf demokratietheoretischen, sozialpolitischen und ethischen Gründen. Sie bilden damit ein Fundament, das durch einseitige Betonung von betriebswirtschaftlichen Effizienzüberlegungen nicht in den Hintergrund gedrängt werden darf. Vielmehr soll die Frage gestellt werden, ob Mitbestimmung zusätzlich zu ihrem vielfach beschriebenen gesellschaftlichen Nutzen auch einen ökonomischen Nutzen entfaltet."
Paper
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