Burnout. Soziales Leiden an Wachstum und Wettbewerb
Neckel, Sighard ; Wagner, Greta
2014
7
Oct.
536-542
burnout ; competition ; occupational sociology ; social change ; social system
Psychosocial risks
German
Bibliogr.
"Aus dem Blickwinkel der Soziologie stellt Burnout ein subjektives Leid dar, in dem sich über individuelle Notlagen hinaus gesellschaftliche Probleme insbesondere des modernen Berufslebens dokumentieren. Als ein meist arbeitsbedingtes Erschöpfungssyndrom sind die Ursachen von Burnout in den Belastungsfaktoren eines gesellschaftlichen Wandels zu sehen, der vom Einzelnen hohe berufliche Einsatzbereitschaft, starke Identifikation mit der Arbeit, Eigenverantwortung und Selbststeuerung bei der Lebensbewältigung erwartet. Ausgehend von der soziologischen Betrachtungsweise von subjektivem als sozialem Leid wird in unserem Aufsatz die Wettbewerbsgesellschaft der Gegenwart als eine Sozialordnung analysiert, die Erschöpfungssyndrome dadurch hervorbringt, dass sie die Individuen in eine permanente Sorge um die eigene Leistungsfähigkeit zwingt. Als subjektives Phänomen einer Krise des ökonomischen Wachstumsregimes kann Burnout aber auch als Beginn eines sozialen Wandels verstanden werden. Die öffentliche Debatte um Burnout kann zur Herausbildung einer neuen Rechtfertigungsordnung des Kapitalismus beitragen, die unter dem Leitbegriff der „Nachhaltigkeit“ einen schonenderen Umgang auch mit subjektiven Ressourcen verspricht."
Digital
The ETUI is co-funded by the European Union. Views and opinions expressed are however those of the author(s) only and do not necessarily reflect those of the European Union or the ETUI.