Psychisch Kranke im SGB II: Situation und Betreuung
Oschmiansky, Frank ; Popp, Sandra ; Riedel-Heller, Steffi ; Schwarzbach, Michaela ; Gühne, Uta ; Kupka, Peter
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg
IAB - Nürnberg
2017
257 p.
mental disorders ; psychosocial risks ; unemployment
IAB-Forschungsbericht
14/2017
Occupational diseases
German
Bibliogr.
"Nach aktuellen Forschungsergebnissen erkrankt in Deutschland knapp ein Drittel der Bevölkerung zwischen 18 und 79 Jahren im Verlauf eines Jahres an einer psychischen Störung. Darunter fallen alle psychischen Erkrankungen unabhängig vom Schweregrad. Neben Erkrankungen mit einer leichten Ausprägung, z.B. einer leichten depressiven Episode wurden hierbei auch schwerere Erkrankungsformen wie beispielsweise Schizophrenien oder rezidivierende depressive Störungen erfasst. Es wird vermutet, dass etwa ein bis zwei Prozent der Erwachsenenbevölkerung zwischen 18 und 65 Jahren schwer und chronisch psychisch krank sind. Psychische Erkrankungen gehen oftmals mit gravierenden Beeinträchtigungen psychosozialer Funktionen einher, die wiederum die Teilhabe der Betroffenen in verschiedenen Lebensbereichen erschweren. So sind psychische Erkrankungen häufig mit erheblichen negativen Auswirkungen auf die Arbeits- und Erwerbssituation der Betroffenen verbunden. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass psychiatrische Diagnosen bei erwerbsfähigen SGB-II-Leistungsberechtigten deutlich häufiger vorkommen als bei Beschäftigten; darüber hinaus lässt sich im Verlauf der letzten Jahre ein merklicher Anstieg des Anteils an Personen mit psychischen Einschränkungen unter den Leistungsberechtigten feststellen.
Die vorliegende Studie verfolgte im Wesentlichen zwei Kernziele. Zum einen sollte die Situation von Personen mit einer psychischen Erkrankung im SGB II unter Einbeziehung der Betroffenenperspektive untersucht werden. Dabei standen insbesondere die biographischen Erfahrungen der Betroffenen mit ihrer Krankheit und mit Arbeit bzw. Arbeitslosigkeit im Fokus. Darüber hinaus wurde der Frage nachgegangen, welche Erwartungen die psychisch kranken Leistungsberechtigten an die Beratung und Unterstützung durch die Jobcenter formulieren und wie sich ihre bisherigen Erfahrungen diesbezüglich einordnen lassen.
Zum anderen stand die konkrete Fallbearbeitung und Betreuung von psychisch kranken Leistungsberechtigten durch die Jobcenter sowie durch Einrichtungen der psychosozialen Versorgung im Mittelpunkt der Studie. Relevante Aspekte waren, wie die Fachkräfte in den Jobcentern psychische Erkrankungen erkennen, welche Beratungs- und Betreuungsstrategien sie verfolgen, welche Förder- und Unterstützungsangebote sie für psychisch kranke Leistungsberechtigte für besonders geeignet halten und mit welchen Herausforderungen sie sich bei der Beratung und Betreuung von psychisch kranken Leistungsberechtigten konfrontiert sehen."
Digital
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