Helfen und Kritik. Das Verhältnis von Solidarität und Wohltätigkeit in der Hilfe für Geflüchtete
2020
73
5
356-361
migration ; refugee ; economic and social cohesion ; social integration
Migration
https://doi.org/10.5771/0342-300X-2020-5-356
German
Bibliogr.
"Anderen zu helfen kann aus einer gesellschaftskritischen Perspektive umstritten sein. Ist die Hilfe nicht verbunden mit politischer Kritik – so der Vorwurf –, stabilisiert sie oft eher den Status quo, als dass sie zu gesellschaftlicher Transformation beiträgt. Einseitige Hilfsbeziehungen reproduzieren symbolische Ungleichheiten und bergen die Gefahr des Paternalismus. Deshalb versuchen Aktivist*innen, nicht wohltätig zu helfen, sondern solidarisch. Solidarität aber basiert idealtypisch auf Reziprozität, die gerade in ungleichen Verhältnissen voraussetzungsreich ist. In diesem Beitrag werden solidarisches und wohltätiges Helfen konzeptionell unterschieden. Die Autorin diskutiert drei Kontrastfälle, in denen Freiwillige Geflüchteten helfen: aktivistisches Helfen auf Lesbos, zivile Seenotrettung im Mittelmeer und ehrenamtliche Hilfe für Geflüchtete in rheinhessischen Dörfern. Die Hilfe in den drei Fällen basiert auf unterschiedlich langen Interaktionsphasen, was ebenso Auswirkungen auf die Bedeutung der Wechselseitigkeit zwischen Helfer*innen und Hilfsempfänger*innen hat wie auf den Gebrauch des Solidaritätsbegriffs."
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