Ökonomischer Wettbewerbsdruck oder politische EU-Interventionen ?
2024
77
5
363-370
social conflict ; social movement ; labour dispute ; trade union solidarity
Labour disputes
https://doi.org/10.5771/0342-300X-2024-5-363
German
Bibliogr.
"Dieser Beitrag basiert auf einer neuen Datenbank grenzüberschreitender sozioökonomischer Proteste in Europa von 1997 bis 2020, die die Autoren auf Basis gewerkschaftsnaher Newsletter, Webseiten und spezialisierter Medien zusammengetragen haben. In diesem Zeitraum stieg die Zahl transnationaler Proteste stetig an, nämlich von 61 (1997–2002) auf 125 (2015–2020). Die Analyse zeigt, dass allein der horizontale ökonomische Wettbewerbsdruck im stärker integrierten europäischen Binnenmarkt diesen Anstieg nicht erklären kann. Stattdessen spielt die vertikale politische Integration durch supranationale EU-Behörden eine zentrale Rolle als Katalysator transnationaler Proteste. Vertikale EU-Interventionen, die darauf abzielten, Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge zu kommodifizieren, führten zu den meisten transnationalen Protesten, die in der Datenbank erfasst sind. Dagegen führte der horizontale ökonomische Wettbewerbsdruck, welcher durch die europäische Wirtschafts- und Währungsunion verstärkt wurde, nur in wenigen Fällen zu transnationalen Protesten. Daraus ist zu schlussfolgern, dass es Gewerkschaften und sozialen Bewegungen leichter fällt, vertikale Eingriffe von supranationalen EU-Behörden zu politisieren als den horizontalen Druck transnationaler Marktkräfte."
Digital
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