Von der Pandemie zu einer Neuordnung der Zeit? Zeitsoziologische Perspektiven auf das Verhältnis von Zeitlichkeit, Wirtschaft und Staat
Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln
MPIfG - Köln
2021
30 p.
epidemic disease ; sustainable development ; state intervention ; capitalism ; social inequality
MPIfG Working Paper
21/7
Economics
http://hdl.handle.net/21.11116/0000-0009-E26F-C
German
Bibliogr.
"Erleben wir in der Pandemie eine veritable Neuordnung der Zeit? Erlaubt die Krise gar eine Abkehr vom kapitalistischen Zeitregime? Der Beitrag betrachtet Covid-19 und die einhergehenden staatlichen Maßnahmen aus einer zeit- und wirtschaftssoziologischen Perspektive. Er macht deutlich, dass sich die sozialen und ökonomischen Verwerfungen der Pandemie auch als Ergebnis einer Kollision entgegengesetzter zeitlicher Logiken verstehen lassen. Staatliche Maßnahmen der Pandemiebekämpfung erzwangen zunächst einen Umgang mit Zeit, der dem kapitalistischen Zeitregime und dessen Prinzipien – Kommodifizierung und rationale Verwertung von Zeit, Beschleunigung sowie Aneignung der Zukunft – zuwiderläuft. Diese „Rückkehr des Staates“ als zeitpolitische Ordnungsmacht impliziert jedoch keineswegs schon eine „Neuordnung der Zeit“, die über den Ausnahmezustand Bestand hat. Der Beitrag zeigt, dass jene staatlichen Interventionen, die über die reine Pandemiebekämpfung hinausgehen, als Vermittlungsversuche zwischen unterschiedlichen zeitlichen Logiken zu verstehen sind, die die Kollision entgegengesetzter zeitlicher Logiken abfedern. Dabei erleichtern sie jedoch im Kern ein „Zurück“ zum kapitalistischen Zeitregime und schreiben zeitbezogene Ungleichheiten unbeirrt fort."
Digital
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