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Mehr als nur ein Job: Die qualitative Dimension der Integration in Arbeit von Geflüchteten in Deutschland

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Book

Kosyakova, Yuliya

Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn

Friedrich-Ebert-Stiftung - Bonn

2020

28 p.

migrant worker ; labour market policy ; social integration ; quality of working life ; working conditions

Germany

WISO-Diskurs

09/2020

Migration

http://library.fes.de/pdf-files/wiso/16333.pdf

German

Bibliogr.

"Dieser Forschungsbeitrag befasst sich mit der Qualität von Arbeit neu zugewanderter Geflüchteter. Die Studie erweitert den Forschungsstand zur Erwerbsintegration von Geflüchteten, indem neben formalen Beschäftigungsmerkmalen auch subjektive Bewertungen der Arbeitsqualität berücksichtigt werden. Basierend auf den Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten wird zum einen untersucht, wie sich die Arbeitsqualität der erwerbstätigen Geflüchteten anhand verschiedener Dimensionen beschreiben lässt und wie sich diese im Zeitverlauf ändert. Die Befunde dieser Studie zeigen, dass die Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten vornehmlich in drei Berufsbereiche erfolgte: (1) in die Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung, (2) den Verkehrs- und Logistik-, Schutz- und Sicherheitssektor sowie (3) in kaufmännische Dienstleistungen und die Unternehmensorganisation. Mehr als die Hälfte der Geflüchteten arbeitet in Berufsgruppen, die häufig durch geringere Ressourcen für Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, höhere körperliche Belastung, geringeres Einkommen, schlechtere Arbeitsbedingungen sowie schwache Aufstiegschancen gekennzeichnet sind. Ferner sind Geflüchtete in einer ersten Phase der Erwerbsintegration häufig in Helfer- oder Anlerntätigkeiten und atypischen Beschäftigungsverhältnissen zu finden. Allerdings verrichtet knapp die Hälfte der erwerbstätigen Geflüchteten bereits fachliche Tätigkeiten und hochkomplexe Expertentätigkeiten. Dies weist auf eine Anerkennung von arbeitsmarktrelevanten Fähigkeiten und Fertigkeiten durch Arbeitgeber_innen hin, die durch langjährige Berufserfahrung im Herkunftsland oder in Transitländern erworben wurden. In der Gesamtschau liegt die Arbeitsqualität von Geflüchteten zwar im unteren Mittelfeld, erreicht aber das durchschnittliche Arbeitsqualitätsniveau aller Beschäftigten in Deutschland. Die subjektive Bewertung der Arbeitsqualität und die wahrgenommene Arbeitsplatzgefährdung spiegeln sich in den objektiven Merkmalen der Arbeitsqualität wider. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer gehen die Anteile in atypischen Beschäftigungsverhältnissen zurück, mehr Geflüchtete wechseln in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis und Vollzeitbeschäftigung. Zugleich bleiben zwar Indizes, die die verschiedenen Dimensionen der Arbeitsqualität berücksichtigen, wie der Index des beruflichen Status (ISEI) oder der Gute-Arbeit-Index (DGB) im unteren Mittelstand relativ stabil und zeigen nur eine graduelle Aufwärtsentwicklung. Im Hinblick auf die Verdienste ist im Zeitverlauf aber ein deutlicher Anstieg zu beobachten. Der Ausblick auf die Beschäftigungsqualität von Geflüchteten verspricht somit einen positiven Trend. Nichtsdestotrotz wird die eigenständige Alterssicherung oberhalb des Grundsicherungsniveaus mit den derzeitigen durchschnittlichen Bruttostundenlöhnen für die meisten Geflüchteten – analog zu anderen Erwerbstätigen im Niedriglohnbereich – nicht möglich sein. Im Einklang mit vielen empirischen Studien legen die Ergebnisse der vorliegenden Studie nahe, dass die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten Zeit braucht. Jedoch sind bereits erste positive Entwicklungen nicht nur in Bezug auf den Umfang, sondern auch die Qualität der Beschäftigung erkennbar. Der Prozess der kontinuierlich besseren Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten könnte sich allerdings durch die derzeitige Covid-19-Krise nicht nur verlangsamen, sondern sogar umkehren. "

Digital



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