Arbeit und Recht - vol. 65 n° 4 -
"Am 1.4.2017 tritt das »Gesetz zur Änderung des AÜG und anderer Gesetze« in Kraft. Der Gesetzgebungsauftrag ging dahin, echte Werkverträge von Scheinwerkverträgen abzugrenzen. Dazu wäre es sinnvoll gewesen, Indizien für echte Werkverträge im AÜG zu nennen. Das ist nicht geschehen, auch nicht im BGB. Stattdessen werden in der Neuregelung des § 611a BGB die allg. Vorbemerkungen von BAG-Urteilen übernommen. Nun braucht der Rechtsanwender zwar keine BAG-Fundstelle mehr, sondern findet den Text im BGB; der Ertrag ist jedoch gering. Ein wirklicher Gewinn bestünde, würde mit der Regelung deutlicher, was gilt. Angeboten werden Merkmale. Indizien, wie noch im 1. Referentenentwurf, fehlen. Was bspw. zeitliche Weisungsbindung im Einzelnen bedeutet, wird nicht gesagt. Das dem Arbeitsrechtler vertraute Merkmal Eingliederung wird unter der Bezeichnung »fremdbestimmte Arbeit« versteckt. In § 611a S. 1 u. 2 BGB einerseits und in S. 3 andererseits werden 2 nicht kompatible Definitionen angeboten, ohne dass der Sinn dieser Zusammenstellung verständlich wäre. Dass § 611a BGB neue Erkenntnisse umsetzt oder gar auf zukünftige Entwicklungen des digitalen Zeitalters eingeht, lässt sich nicht feststellen. Nicht einmal Erkenntnisse aus den EuGH-Urteilen Danosa und Balkaya sind eingearbeitet. Der teleologische Bezug zwischen Tatbestand und Rechtsfolgen fehlt. Richtigerweise sollte ein neues Gesetz neuen Erkenntnissen Rechnung tragen. Insofern hätte das Merkmal »Fehlen einer unternehmerischen Entscheidungsfreiheit auf eigene Rechnung« im Gesetz berücksichtigt werden müssen. Problemfälle zur AN-Eigenschaft wie bspw. die AN-Eigenschaft von GmbH-Fremdgeschäftsführern, Null-Std.-Beschäftigten, Crowdworkern, Praktikanten etc. werden nicht angesprochen.
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On 4.1.2017 the »Gesetz zur Änderung des AÜG und anderer Gesetze« (Act on Reform of the Temporary Work Act) comes into force. The legislative mandate was to draw a borderline between proper and sham contracts for works and services. Therefore, it would have made sense to include indicators for proper contracts for works and services in the AÜG. However, this did not happen, neither in the BGB (Civil Code). Instead, general preliminary remarks of the Federal Labour Court case law have been adopted to the amended § 611a BGB. Now, users don´t need references to case law any more; however, the yield of that is low. There would be a real yield if the provision presented clear criteria. Characteristics are offered. Indicators, as still included in the first draft, are missing. For example, it is not explained what temporal binding to instructions means. The characteristic of integration as known to lawyers specialized in labour law is hidden in the term »subordinate work«. In § 611a sentence 1, 2 on the one hand and in § 611a sentence 3 BGB on the other hand two incompatible definitions are offered. The sense of this compilation is not comprehensible. It cannot be asserted that the new provision implements new findings or responds to future digital developments. Not even perceptions of the ECJ's judgments Danosa and Balkaya are implemented. The teleological relation between facts and legal consequences is missing. Rightly, a new Act should accomodate new findings. Insofar the criterion »lack of entrepreneurial freedom of decisionmaking« should have been included in the Act. Problematic cases with regard to the characteristics of being an employee like employed managing directors of ltd. private companies, zero-hours-employees, crowd workers, trainees etc. are not brought up. However, the explicit reference to the Federal Labour Court case law offers an advantage. It legitimates the court to enhance the term in a teleological, practicable and unambiguous way."
"Am 1.4.2017 tritt das »Gesetz zur Änderung des AÜG und anderer Gesetze« in Kraft. Der Gesetzgebungsauftrag ging dahin, echte Werkverträge von Scheinwerkverträgen abzugrenzen. Dazu wäre es sinnvoll gewesen, Indizien für echte Werkverträge im AÜG zu nennen. Das ist nicht geschehen, auch nicht im BGB. Stattdessen werden in der Neuregelung des § 611a BGB die allg. Vorbemerkungen von BAG-Urteilen übernommen. Nun braucht der Rechtsanwender zwar keine ...
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