Wirtschaft und Gesellschaft - vol. 43 n° 1 -
"Kurzarbeit ermöglicht es Firmen, die von einem vorübergehenden Nachfrageausfall betroffen sind, die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten temporär zu reduzieren. Gleichzeitig kompensiert der Staat einen Teil des Lohnausfalls. Kurzarbeit ist somit ein zielgerichtetes arbeitsmarktpolitisches Instrument zur Flexibilisierung des Arbeitsinputs, das Kündigungen vermeidet und die Beschäftigung stabilisiert. Während der Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 hat eine Vielzahl der OECD Länder Kurzarbeit genutzt. Dabei war der Anteil der KurzarbeiterInnen an der Beschäftigung in Deutschland etwa fünf121 43. Jahrgang (2017), Heft 1 Wirtschaft und Gesellschaft mal so hoch wie in Österreich. In diesem Beitrag stellen wir die Ergebnisse unseres aktuellen Forschungsprojektes zum Thema Kurzarbeit vor. Darin trennen wir diskretionäre Kurzarbeitspolitik von der regelgebundenen Komponente und fokussieren uns auf mögliche zeitvariierende Effekte. Unsere Ergebnisse für Deutschland zeigen, dass die Effekte von diskretionären ad-hoc Politikmaßnahmen stark zeitabhängig sind: In tiefen Rezession wirkt diese Politik deutlich beschäftigungsstabilisierend. Im Gegensatz dazu sind die Effekte in normalen Zeiten oder in Wirtschaftsaufschwüngen wesentlich geringer und können sogar negativ werden. Demnach ist diskretionäre Kurzarbeitspolitik umso effektiver, desto tiefer eine Rezession ist. Eine Analyse der Wirkungskanäle zeigt, dass die Beschäftigungseffekte durch eine signifikante Reduktion von Kündigungen zustande kommen.
Short-time work (STW) allows firms that face a temporary shortfall of demand to reduce the working hours of their employees. The employees are partly compensated by the government for their net wage loss. As such, STW is a targeted labor market policy with the aim to enable firms to adjust their labor input without dismissing workers. During the Great Recession the majority of OECD countries used STW schemes, however, countries differ widely in their STW usage. The share of short-time workers in Germany, for example, was five times higher compared to Austria. In this article, we present the results of our current research project on STW. We disentangle discretionary and rule-based STW policy and focus on possible time-varying effects of ad-hoc policy changes. Our results for Germany show that the employment effects depend crucially on the state of the business cycle: In deep recessions, discretionary STW policy stabilizes employment, whereas in normal times and expansions the effects are less clear and may even turn negative. We find that the deeper the recession, the more jobs can be saved with discretionary STW policy. An analysis of the underlying mechanism illustrates that the employment effects are caused by a significant reduction of lay-offs."
"Kurzarbeit ermöglicht es Firmen, die von einem vorübergehenden Nachfrageausfall betroffen sind, die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten temporär zu reduzieren. Gleichzeitig kompensiert der Staat einen Teil des Lohnausfalls. Kurzarbeit ist somit ein zielgerichtetes arbeitsmarktpolitisches Instrument zur Flexibilisierung des Arbeitsinputs, das Kündigungen vermeidet und die Beschäftigung stabilisiert. Während der Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre ...
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